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Klönschnack der Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg (IHKLW)

Heute hatte die IHK-Lüneburg-Wolfsburg die vier Landratskandidat*innen zum digitalen Klönschnack eingeladen. Mit der Elbe-Jeetzel-Zeitung und dem NDR waren zwar Medien anwesend, aber die Veranstaltung selber wurde nicht aufgezeichnet; es ging der IHK vielmehr darum, den Kreis der Unternehmer*innen mit den Bewerber*innen in Kontakt zu bringen und in dieser Runde einen Austausch über die Belange der Wirtschaft zu führen.

Grundlage für die angeregte Diskussion war eine Standortumfrage der IHK aus 2020, in welcher der Landkreis Lüchow-Dannenberg die schlechteste Gesamtnote von 3,6 (2018: 3,7) im Kammergebiet erhalten hatte. Während hier nur 13 % der befragten Betriebe angaben, dass sich ihre Lage in den letzten 5 Jahren verbessert habe, beklagen mit 47 % immerhin nahezu die Hälfte der Unternehmen ein Verschlechterung.

Diese berechtigten Sorgen der Wirtschaft werden sicherlich in Teilen auch der Corona-Pandemie geschuldet sein. Aber zu meiner Überraschung stand ganz oben auf der Liste der Mängel oder Beschwerden eben nicht die Infrastruktur unseres dünn besiedelten, natur-reichen Flächen-Landkreises, sondern vielmehr „das mangelnde Verständnis der Politik für betriebliche Angelegenheiten“. Was sich hinter dieser allgemein gehaltenen Formulierung alles an konkreter Kritik und Enttäuschung verbergen mag, war in der zweistündigen Veranstaltung natürlich nicht erschöpfend zu ergründen. Aber für mich ganz klar: künftig muss es einen regelmäßigen Gesprächstermin „jour fixe“ des Landratsbüros mit dem IfU Wendland (Initiativkreis für Unternehmergespräche im Landkreis Lüchow-Dannenberg) geben!

Interessant: auch das schleppende Tempo von örtlichen und überregionalen Bau-, Planungs- und Genehmigungsverfahren, der Facharbeitermangel sowie die Verfügbarkeit von attraktivem und bezahlbarem Wohnraum wurden bemängelt. Gerade die letzten beiden Themen erlebe ich derzeit als drängend. Eine gute Idee aus der Grünen Werkstatt Wendland, um auch schleichender Gentrifizierung zu begegnen, wäre die Gründung einer gemeinnützigen Baugenossenschaft durch Bewohner*innen des Landkreises.

Das Leuchtturm-Projekt Hitzacker Dorf e.G, das interkulturelle Dorf, den Verein „EinsWeiter“ und andere dezentrale Wohnmodelle der wendländischen Lebenskultur erlebe ich hier ebenfalls als vorbildlich und zukunftsweisend. Denn wenn wir die ökologische Verkehrswende als integralem Bestandteil der dringenden Energiewende bei uns auf dem Land hinbekommen wollen, kommt es darauf an, Wohnen, Arbeiten und Einkaufen näher aneinander zu rücken. Derartige attraktive Wohn-und Lebensmodelle ermöglichen auch jungen Menschen und Familien die (Wieder-) Ansiedlung in unserem Landkreis. Dabei bringen Viele im Zeitalter digitaler Dienstleistungen ihre Arbeitsplätze sogar mit!

Als Stärken und als Faktoren für die Ansiedlung von Fachkräften stellte die Mitgliederbefragung der IHK das positive Image der Region, die Nahversorgung, die Naherholungsgebiete, das Sportangebot und die medizinische Versorgung in Lüchow-Dannenberg heraus. Dabei ist nach dem jüngsten Verkauf der Elbe-Jeetzel-Klinik vom Capio-Konzern an einen privaten Betreiber besonders letzteres in akuter Gefahr. Dem 2003 unter CDU-Landrat Aschbrenner privatisierten Dannnenberger Krankenhaus der Grundversorgung könnte die Insolvenz oder sogar die Schließung bevorstehen, nachdem die Capio Deutsche Klinik GmbH sich aus der Patronatserklärung gestohlen hat, um die Dividende seiner Aktionäre zu schützen. Hier setze ich mich für eine Rekommunalisierung unter verbesserten Rahmenbedingungen der Daseinsvorsorge ein, die dringend das Land Niedersachsen aus Corona-Wiederaufbaufonds unterstützen sollte. Immerhin hat auch Ministerpräsident Stephan Weil bei seinem Besuch beim Dannenberger Betriebsrat am 26. Juni ohne Umschweife zugegeben, dass Lüchow-Dannenberg ein Kreiskrankenhaus braucht.

Meiner Ansicht nach gilt es, das in 44 Jahren Atomwiderstand gewachsene kreative und innovative Image der Region zu bewahren und gegen verkehrspolitische und großindustrielle Gleichmacherei im Lande zu schützen. Nicht nur das positive Sportangebot und die Naherholungsgebiete gilt es zu halten, sondern eine in Norddeutschland einzigartige Vielfalt des Naturraumes, die aber eben auch viele begründete Planungshindernisse durch den erforderlichen Landschafts-, Natur- und Artenschutz mit sich bringt.

Der Positivfaktor „Nahversorgung“ birgt in Lüchow-Dannenberg noch eine ganze Menge Potential, wenn die bisherigen, überdurchschnittlich guten Einkaufsmöglichkeiten im Haupt- und in den Mittelzentren weitergedacht werden in Richtung regionaler Wirtschaftskreisläufe mit ökologischem Energie- und Stoffstrommanagement.

Sehr erfreulich ist, dass im heutigen Kreis trotz dessen Zustimmung zu den Autobahnen A 39 und A 14 nicht der weitere Ausbau von Straßen gefordert wird, sondern eine Ertüchtigung und Erweiterung der Bahnanbindung. Die Wiederaufnahme der Strecke von Dannenberg nach Lüchow (und weiter nach Salzwedel) und/ oder die Weiterführung von Dannenberg nach Dömitz würden verkehrs- und energiepolitische Bausteine nicht nur des öffentlichen Personennahverkehrs, sondern der überörtlichen Anbindung sein.

Auf die hervorragende Frage, wie ich mir meine Erfolge in vier oder fünf Jahren vorstellen würde, wenn ich Landrat würde: Dass wir den Wiederaufbau nach der Corona-Pandemie gut nutzen konnten, um Modellregion für Energieeinsparung und regionales Wirtschaften zu werden und dabei die kulturelle und naturräumliche Diversität unseres Landkreises erhalten oder erweitert haben.

Danke an die Industrie- und Handelskammer und den Initiativkreis für Unternehmergespräche e.V. für das konstruktive Gespräch!

Ihr Martin Donat